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Montag, 10. Juni 2013

Eine Stadt in Angst und Schrecken... Hochwasser 2013 - Magdeburg

 (In diesem Beitrag verzichte ich absichtlich auf viele Bilder. Ihr alle habt sie in den letzten Tagen zu Hauf  gesehen. Über Google bekommt ihr zig Bilder/Videos angezeigt zu dem Thema)


Hallo ihr lieben,
puuuh....
Was für eine verdammt harte Woche liegt hinter uns und es steht noch eine harte Zeit bevor. 

Quelle/Bildrechte: http://www.m-weber-foto.de/


Keinem entgeht derzeit das "neue Jahrhunderthochwasser"... und ich? Ich bin mitten drin und völlig "Brainfucked" von den ganzen Eindrücken, die hier auf einen niederprasseln und von den Gedanken und Ängsten, denen man ausgesetzt ist.

Die Städte und Dörfer entlang der Elbe/Saale haben in den letzten Tagen sehr viel durchgemacht und haben auch noch anstrengende Tage voller Angst, Arbeit und Hoffnung vor sich :-(.

Wir Magdeburger freuen uns inzwischen über sinkende Pegelstände, nachdem wir mit fast 7,50m kämpfen mussten.
Allerdings ist die Situation noch sehr angespannt, gefährlich und noch längst nicht überstanden.

Zum Glück wohnen wir nicht direkt in Elbnähe, aber es geht trotzdem nicht spurlos an uns vorbei.
Tag und Nacht sind die Lautsprecherdurchsagen und die Martinshörner zu hören, es gibt kaum noch ein anderes Thema.

Am Freitag mussten wir für das Spargelessen am Wochenende noch einiges besorgen und so machten wir uns auf den Weg runter zur Elbe.

Der Pegel schwankte zwischen 7,10m und 7,15m und die Wassermassen rasten nur so an uns vorbei. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man bereits sehen, wie der Stadtpark unter dem Hochwasser leidet. 

Man sah die tollen Häuser, die nur wenige cm Platz zum Wasser hatten und auch die Bäume, die bereits inmitten der reissenden Fluten standen und fast komplett verschwunden sind.

Zum Vergleich:
  • der normale Pegelstand der Elbe beträgt ca 2 Meter hier in Magdeburg
  • der Rekord-Pegelstand beim Jahrhunderthochwasser 2002 betrug 6,72m 
  • der Pegelstand 2013: fast 7,50m

Es war erschreckend... und ja, es hat einem Angst gemacht! 
Besonders weil wir dort schon wussten, dass das noch längst nicht alles war, was dort auf uns zukommt. 
Der Scheitelpunkt wurde ja schließlich erst für Sonntag prognostiziert.


Wisst ihr wie blöd man sich vorkommt, wenn man ein tolles Fest plant... Für die Familie lecker auftischen will und nur wenige Kilometer stadteinwärts, Menschen um ihr Hab und Gut bangen müssen?
Absagen ging nicht mehr, es war alles bestellt und zum Teil vorbereitet, alle haben sich freigenommen und die Vorfreude war natürlich da.
So verliefen die Vorbereitungen mit einem lachenenden und einem weinenden Auge - immer mit dem Gedanken, wie froh wir doch sein können, weit genug von der Elbe entfernt zu sein.

2002 habe ich das Hochwasser hier auch erlebt - schon damals war hier die Hölle los. 
Aber mit der letzten Woche kann man es nur annähernd vergleichen.



Quelle: Wikipedia


Am Wochenende wurde Rothensee evakuiert und auch die Bewohner in Ostelbien (Werder + alles östlich der Elbe, siehe Karte) sollen vorsorglich ihre Häuser verlassen (ca 23.000 Menschen).

In den Nachrichten habt ihr sicher gehört, wie kritisch die Lage am Umspannwerk ist.
Nur 3cm haben bis zur Notabschaltung gefehlt - man möchte nicht dran denken, was dann passiert wäre (....). Man hätte kein Wasser mehr abpumpen können und somit wären alle Rettungsversuche umsonst gewesen.

Wahrscheinlich haben uns Dammbrüche südlich von Magdeburg den A*sch gerettet :-/.


Aussenstehende können sich nicht vorstellen, was hier derzeit in der Stadt und im Umland los ist. 
Tausende freiwillige Helfer, Feuerwehren, THW, Bundeswehr und Co geben alles, damit Magdeburg+Umland den Kampf gegen das Wasser nicht verliert.

Noch nie habe ich solch riesige Hilfsbereitschaft erlebt! 
Facebook und Twitter haben einen großen Anteil daran, denn die Bürgerinnen und Bürger hatten bzw haben dort Plattformen gefunden, auf denen sie schnell über Hilfsgesuche informiert werden und sich austauschen können.

Es war keine Seltenheit, dass innerhalb weniger Minuten nach einem Aufruf, hunderte Helfer an den Stützpunkten angekommen sind um zB fleissig Sandsäcke zu füllen oder zu transportieren oder zu stapeln.

*Hier* findet ihr einen tollen Bericht über das Thema. Ab 1:30min wird über eine Seite aus Magdeburg erzählt.

Solltet ihr die Möglichkeit haben spenden zu können, so macht das bitte. 
Kleine Beträge tun den meisten nicht weh - aber sie helfen anderen ungemein, die im Moment vieles oder sogar alles verlieren...



Und zum Schluss möchte ich noch kurz die Osnabrücker Zeitung zitieren:

"...Jeder packt an. Vor allem junge Frauen und Männer sind beim Füllen der Sandsäcke zu sehen.

Von wegen, dass die meisten Jugendlichen nur noch Party, Dschungel-Camp und Computerspiele im Kopf haben. Sie twittern jetzt, um sich zum Helfen zu verabreden. Sie stärken Dämme, schleppen Sperrmüll fort, schaufeln Schlamm weg. Ohne zu jammern und an Geld zu denken. Vor der Flut hieß sie die Generation Facebook. Jetzt erlebt Deutschland die Generation Sandsack. Das macht Mut."



DANKE an "Generation Sandsack" und alle anderen Helfer hier in Magdeburg!!!


Kopf hoch an alle Flutopfer und an alle, bei denen der Pegel jetzt steigt.
 Ihr seid nicht alleine ♥. 


....wir kämpfen mit erhobenen Fäusten, für unsere Festungsstadt! ;o)

9 Kommentare:

  1. :(

    Es ist so unfassbar, was Wasser anrichten kann.

    Eine Magdeburger Bekannte von mir aus Cracau hatte nicht soviel Glück wie Du und Deine Familie. Samstag mussten sie ihre Wohnung verlassen und sind soweit ich weiß immer noch nicht wieder drin. Trotz sinkender Pegelstände. Aber Druck auf die Deiche ist noch zu groß. Da wird man wohl kein Risiko eingehen.

    Ja, nicht auszudenken, wie schlimm es hätte kommen können, wenn die "Generation Sandsack" nicht so tollen Einsatz gezeigt hätte und so eine super Hilfbereitschaft gezeigt hätte. Ganz toll!

    liebe Grüße
    Alex

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    1. Huhu Alex ♥,

      mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen.. Es ist echt schrecklich! Derzeit ist es eine Mischung aus "Angst, Trauer, Hoffnung und Erlösung" die durch die Köpfe huscht.

      Ich wünsche deiner Bekannten alles Gute - sag mir Bescheid, wenn ich ihr irgendwie behilflich sein kann.
      Freunde von mir wohnen auch dort unten :-(!

      Soweit ich weiß ist die Ausquartierung bis mind. Mitte der Woche vorgesehen.

      Und danach wird durchgeatmet und aufgeräumt :-(

      Sei lieb gegrüßt

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  2. es tut mir alles so leid. als das hochwasser 2001 war, war ich auch mittendrin. d.h. ich habe in freiberg gewohnt, auf dem berg, um uns herum alles überschwemmt. wir haben damals auch helfer in unserer kirchgemeinde aufgenommen und alles mit angepackt. es war schrecklich und sooo traurig. genauso ist es jetzt, ich kann es nachfühlen und ich wünsche dir und deinen lieben sowie allen betroffenen ganz ganz viel kraft!!!!!!!!!!!!

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    1. Danke für deine lieben Wünsche!
      Laaaangsaaaam kehrt ein wenig Ruhe ein, dafür habe alle anderen nördlich von uns nun eine harte Zeit.
      In ein paar Tagen werden die Aufräumarbeiten richtig beginnen und der Gedanke daran, in diesem Sommer nicht völlig fröhlich durch den Stadtpark oder an der Elbe spazieren zu können,... er macht einen traurig.

      Aber alles muss weitergehen und wenn alle mit anpacken, dann ist schon bald nicht mehr viel vom Wasser zu sehen.

      Gemeinsam sind wir stark :-*!

      LG

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    2. ja gemeinsam seid ihr stark. so wie wir es damals auch waren und wir waren so froh das wir sooo viele helfer dort hatten, auch wenn es mich persönlich nicht getroffen hatte, dafür aber liebe menschen um uns herum.
      gglg

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  3. Ich muss die ganze Zeit an dich denken wenn ich die Nachrichten schaue. Es ist schon wahnsinn was die Natur anrichten kann.

    Fühl dich geknuddelt

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    1. Ich knuddel zurück :-)!

      Die Lage in Magdeburg entspannt sich ganz langsam. Wir sind endlich wieder unter 7 Metern - sind ja "nur noch" 5 Meter zu viel...

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  4. Da stehen einem beim Lesen die Tränen in den Augen.

    Die Bilder, die man sieht, sie sind schlimm und es tut mir total leid, dass soviele Menschen wirklich fast alles verlieren, obwohl sie bis zur Erschöpfung gekämpft haben. Wie schlimm muss es sein, seine Wohnungen zu verlassen. Wie schlimm für die Leute, die Tierhaltung haben. Einfach nur traurig, aber es macht mich auch wütend, dass für alles und jenes Geld da ist, Hauptsache fürs Ausland, aber nicht im eigenen Land.

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    1. Hallo Martina,

      wir alle sind total Fassungslos! Hauptsache Deutschland schiebt Ländern, die uns mit den Füßen treten und nur die Hände aufhalten, Milliarden in den Pöppes...
      Und für die Flutopfer ist nur ein winziger Bruchteil davon vorgesehen.

      Es muss sich was ändern!

      Liebe Grüße

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